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Der Aralsee im Altertum Oxiana) war ein großer, abflussloser Salzsee in Zentralasien. Durch lang andauernde
Austrocknung zerfiel der See um die Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert in mehrere erheblich kleinere Teile.

Die Überreste bilden seitdem der Nördliche Aralsee, der Westliche Aralsee, der zwischen beiden liegende 
Barsakelmessee und die Wüste Aralkum. Sie alle liegen innerhalb der Aralo-Kaspischen Senke in einem Becken,
dem Tiefland von Turan, und gehören zu Kasachstan, zu Usbekistan sowie teils zu beiden Staaten.
Der etwas weiter südlich in Turkmenistan liegende, ursprünglich mit dem Aralsee verbundene Aibugirsee 
wurde schon früher abgetrennt. Aufgrund des kontinentalen Klimas herrschen
Halbwüsten- und Wüstenklimate vor.

Die seit etwa 1960 zunehmende Austrocknung des Sees stellt weltweit eine der größten vom Menschen
verursachten Umweltkatastrophen dar. Mit ursprünglich rund 68.000 Quadratkilometern Ausdehnung
(beinahe die Fläche Bayerns) war der Aralsee früher der viertgrößte Binnensee der Erde.

Bis ins 17. Jahrhundert verlagerte der Amudarja sein Flussbett soweit nach Osten, dass er die
Sarykamysch-Senke nicht mehr erreichte und erneut in den Aralsee floss. Ab 1695 recherchierte 
Semjon Remesow in Moskau anhand bestehender Quellen für den ersten Sibirischen Atlas (bis 1701)und
rückte damit auch den Aralsee ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, allerdings blieb die Ausdehnung
des Sees im Wesentlichen schematisch, d. h. ohne Buchten und die meisten Inseln. Erst 1850 brachte die
russische Marine eine erste genauere Karte heraus, für die der russische Admiral Alexei Butakow e
ine Forschungsreise unternahm. In deutscher Sprache berichtete die Berliner 
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde
 1858 und 1866 darüber.

Seit Beginn konkreter Messungen hat sich der Wasserspiegel bis zu den sowjetischen Eingriffen in den
Wasserhaushalt um etwa 4,40 Meter verändert:

In der Region von Turan herrscht semiarides Klima. Sie ist Teil der Eurasischen Steppe, wobei der
Bewuchs der einer Trockensteppe ist. Begünstigt wird dies durch die Hochgebirge im Südwesten,
Süden und Osten, die zum Beispiel den von Süden kommenden Monsun des Indischen Ozeans abhalten.
Feuchtigkeit kommt hingegen im Sommer von nordatlantischen und europäischen
Nordmeerwolkenmassen. Die dominierenden Winde kommen aus Westen sowie Nordwesten
bis Nordosten. Örtliche Tiefdruckgebiete bedingen eine große Anzahl Wirbelstürme.
Pro Jahr fallenzwischen 30 und 200 Millimeter Niederschlag, am See etwa 100 Millimeter.
Die Niederschlagsverteilung ist sehr unregelmäßig. Es kann zu monatelanger Trockenheit,
aber auch zu Schneefall kommen. Es ist möglich, dass der Aralsee vor 1960 die Luftfeuchtigkeit in
Bodennähe zwischen 3 und 5 Prozent anhob und den jährlichen örtlichen Niederschlag um 10 mm erhöhte.

Die Hauptzuflüsse sind traditionell die Flüsse Amudarja (vom Süden her kommend) und Syrdarja 
(vom Osten). Ihnen werden seit der Stalinära (1929–1953) große Wassermengen für die künstliche
Bewässerung riesiger Anbauflächen für Baumwolle in Kasachstan und Usbekistan entnommen. Durch den
geringeren Zufluss sank seitdem der Wasserspiegel des Sees kontinuierlich.

Seit den 1960er Jahren bis 1997 sank der Wasserspiegel um 18 Meter von 53 Meter auf 35 Meter
und die Fläche des Sees ging um 44,3 Prozent auf 29.630 Quadratkilometer zurück.
Das Wasservolumen reduzierte sich um 90 Prozent, gleichzeitig vervierfachte sich der Salzgehalt. 
Taissia Budnikowa, die beim Internationalen Fonds zur Rettung des Aralsees (IFAS) und in
Almaty tätig war und seit 1977 den Aralsee untersucht, ist überzeugt, dass bis Ende der
1970er Jahre niemand hätte vorhersagen können, dass der Aralsee austrocknen werde,
man sei von üblichen Pegelschwankungen ausgegangen sowie von der Gewissheit,
dass das fehlende Wasser aus dem wasserreichen Norden der Sowjetunion den Aralsee erhalten könne
(vgl. #Dawydow-Plan). Erst danach, als sich die Küstenlinie in den flacheren Regionen schon
mehrere Kilometer in einem Jahr zurückzog, hätten „alle großen Forschungsinstitute aus
Kasachstan, Usbekistan, Moskau und Leningrad“ gewusst, dass die Austrocknung ein
realistisches Szenario sei. Agadschan Babajew (russisch Агаджан Гельдиевич Бабаев),
Akademiepräsident von Turkmenistan und vormals Direktor des Wüsteninstituts,
wurde 1984, also noch vor der Aufgabe des Dawydow-Plans, vom Spiegel mit den Worten zitiert:
„Die Zukunft des Aralsees ist festgelegt“ – und der Spiegel fügte an: Eine durch Menschenhand
verursachte ökologische Katastrophe. Bis zur politischen Öffnung der beiden ehemaligen
Sowjetrepubliken kannten lediglich Wissenschaftler, hohe Beamte und die Bewohner
die damit verbundenen ökologischen Probleme des Sees.

Damals zerfiel der Aralsee durch Verlandung in zwei Hauptteile: den südlichen Großen Aralsee und
den nördlichen Kleinen Aralsee. 1990 wies der Große Aralsee eine Fläche von etwa
33.000 Quadratkilometern auf, der Kleine Aralsee eine Fläche von etwa 3000 Quadratkilometern.
Der Aibugirsee stellte vormals einen sich südwestlich des Großen Aralsees weit über 100 km
nach Süden streckenden Teil des Aralsees dar, der sich allerdings schon vor 1960 abgetrennt hatte.

Zwischen November 2001 und Juni 2002 ist die Wosroschdenijeinsel zur Halbinsel geworden.
Sie war noch im 19. Jahrhundert die drittgrößte, gegen 1960 die zweitgrößte Insel des Aralsees.
Die Insel Barsakelmes war vor 1960 die zweitgrößte und verlandete etwa 1995/96.
Die im Norden gelegene Insel Kokaral, vor 1960 die größte Insel, verlandete Ende der 1960er
Jahre im Westteil und gegen Ende 1989 im Osten, was zur Teilung in Kleinen Aralsee und 
Großen Aralsee
 führte. Die noch 1960 am Ufer gelegenen Städte Aral (russ.: Aralsk) am Nordufer
und Mujnak am Südufer liegen heute aufgrund der Verlandung 30 beziehungsweise
etwa 80 Kilometer entfernt von der Uferlinie, auch andere ehemalige Hafenstädte,
Bade- und Uferorte liegen heute mitten in der Wüste, teilweise mehr als
100 Kilometer vom heutigen Ufer entfernt.

Die jeweils aktuelle Größe des Aralsees ist abhängig von der Witterung und den Niederschlagsmengen.
Daher variieren die zu verschiedenen Zeitpunkten erhobenen Messwerte zu seiner
Flächenausdehnung und Tiefe erheblich. Infolgedessen weichen auch die diesbezüglichen
Angaben in vielen Quellen deutlich voneinander ab.

Der Wasserspiegel sank im Großen Aralsee im Sommer 2003 schneller als vorausgesagt.
Die Oberfläche lag nur noch 30,5 Meter über dem Meeresspiegel. Damit lag sie 3,5 Meter
niedriger, als in den frühen 1990er Jahren prognostiziert worden war. In den tiefsten Bereichen
des Großen Aralsees ist das Wasser der unteren Schichten salziger und schwerer als
das an der Oberfläche, es findet keine Vermischung statt. So wird nur das oberflächennahe
Wasser des Großen Aralsees im Sommer aufgeheizt und verdunstet deshalb schneller als erwartet.

Wegen des kontinuierlichen Zuflusses des Amudarja als auch durch die Niederschläge von
etwa 100 Millimeter pro Jahr in dieser Region wurde angenommen, dass der Aralsee nicht völlig
austrocknen kann. Im Frühjahr 2009 war das östliche Becken beinahe, im Sommer 2016
erstmals seit dem Mittelalter vollständig ausgetrocknet. 
Die entstandene Wüste wird als Aralkum bezeichnet.